Wieso Zero Waste? – Meine Geschichte

Hier erzähle ich warum ausgerechnet eine Weltreise mich zum Zero Waste Fan gemacht hat und wie meine ersten Schritte in Richtung mehr Nachhaltigkeit ausgesehen haben.

Wie alles begann

Anfang 2016.

Mein Freund und ich bereiteten uns auf eine längere Backpackingreise vor. Zu dieser Zeit hatte ich mich (leider) noch nicht so sehr mit Nachhaltigkeit beschäftigt. Es war seit 10 Jahren mein Traum, mal die Welt zu bereisen und diesen Wunsch wollte ich mir erfüllen.

Um im Rucksack Gewicht und Platz zu sparen, mussten praktische Lösungen her.
Auf der Suche danach stieß ich dann unter Anderem auf feste Shampoobars, die Menstruationstasse und ganz oldschool auf die gute alte Stückseife. Nichtsahnend ging ich also da schon die ersten Schritte in Richtung Zero Waste.

Ein paar Tupperdosen und Campingbesteck waren ohnehin im Gepäck, da man ja ab und an auch mal was zu Essen für unterwegs mitnehmen will oder sich Reste einpacken lassen möchte.
Das war damals vermutlich dem Schwaben in mir geschuldet, der ja nichts wegwirft, was übrig bleibt, sondern für später einpackt.

Erste Erkenntnisse

Auf der Reise selbst hatte ich dann einige, für mich sehr prägende, Erlebnisse.

So waren wir beispielsweise auf einer nächtlichen Wandertour um ein Naturphänomen und den Sonnenaufgang vom Vulkan aus zu beobachten. Oben angekommen war es nachts um 3 Uhr natürlich noch sehr kalt und stockdunkel.

Dort waren auch einige Einheimische und einer von ihnen versuchte irgendwann, mit einem Stiefel, einer Plastikflasche und noch mehr Kunststoffabfall ein Feuer zu machen. Du kannst Dir vorstellen, wie das gestunken hat.

Als dann die Sonne da war, konnte man sehen, dass der ganze Abhang des Vulkans voller Plastikflaschen und Müll war. Ob von Touristen oder den Einheimischen vor Ort (dort wurde Schwefel aus dem Vulkaninneren abgetragen und daher waren einige Dutzend Arbeiter jeden Tag dort unterwegs). Leider habe ich keine Bilder davon, um sie hier zu zeigen.

Müll soweit das Auge reicht

Als wir später wieder den Vulkan abstiegen machten wir auf halbem Weg Halt um einen Tee zu trinken und eine Pause einzulegen. Auf die Frage nach einer Toilette wurde ich um eine Kurve geschickt, wo ich einem kleinen, etwas sichtgeschützten Vorsprung vorfand. Eigentlich wollte ich hier Wiese schreiben, allerdings war keine Wiese mehr zu sehen. Warum auch immer war die gesamte Fläche ebenfalls übersät mit Plastikflaschen. Auf diesen schätzungsweise 15qm lagen etwa 80 bis 100 leere Trinkflaschen. Vermutlich sogar mehr. Ich war schockiert.

Und auch an vielen Stränden setzte sich dieses Bild fort. Während ich nach Muscheln suchte, fand ich zehn mal so viele Plastikteile, ganz oder in Stücken, angespült am Strand liegen. Trinkhalme aus Plastik, Einkaufstüten, PET-Flaschen und, und, und. Von unberührter Natur war nicht mehr viel zu sehen.

Außerdem bekamen wir fast überall alles doppelt und dreifach in Plastik eingepackt, wenn wir nicht schnell genug einlenkten und höflich ablehnten. Ob auf dem Straßenmarkt, bei dem wir uns das Mittagessen holten, im Supermarkt an der Kasse oder beim Obsteinkauf auf dem morgendlichen Markt. Alles wird mindestens ein mal in eine Tüte gepackt oder sonst wie mit Plastik umwickelt.

Wo liegt das Problem?

Also fragte ich mich, wie das sein kann?
Dass sie Plastik verbrennen und scheinbar nicht wissen, wie schädlich das für ihre eigene Gesundheit ist?
Wie kann es sein, dass ein künstlich hergestellter Stoff so maßlos benutzt und verschwendet wird?
Wie kann es sein, dass Menschen dann auch noch so unbedacht ihren Müll in der Natur entsorgen?
Haben sie dort mehr Plastikmüll als wir?
Oder macht das nur den Anschein, weil er so sichtbar ist?
Und kann es sein, dass es solche Probleme auch bei uns gibt?

Bei uns in Deutschland sehen wir uns in der privilegierten Lage, ein, auf den ersten Blick, funktionierendes und problemlösendes Abfallsystem zu haben. Zumindest geben wir uns alle viel Mühe, den Müll korrekt zu trennen, welcher dann an festgelegten Tagen vor die Tür gestellt und abgeholt wird.
Aus den Augen, aus dem Sinn. Funktioniert doch ganz gut.
Das ließ mich allerdings in Zweifeln. So einfach kann das doch nicht sein.

Ich recherchierte im Internet und stieß zum ersten Mal auf den Begriff „Zero Waste“.
Da ich der Typ Mensch bin, der sich gefühlt zu 200% in eine Sache vertieft, wenn mich erst mal das Interesse gepackt hat, las ich jede freie Minute jeden Artikel, den ich finden konnte.
Es war gefühlt ein Fass ohne Boden an Informationen, das sich da vor mir auftat.

So viele Aspekte, über die ich im Alltag nie wirklich nachgedacht hatte, veränderten meinen Blick auf die Dinge, meine Sichtweise und Einstellung zu so vielem.

Was also tun?

Zwar hatte ich jetzt viel dazu gelesen, doch jetzt hatte ich viele Fragen für die Umsetzung in die Praxis.

Brauche ich mehr Zeit, mehr Geld, mehr Aufwand um einen „Zero Waste“ und nachhaltigen Lebensstil zu führen? Oder lässt sich das gut in den Alltag integrieren? Wo bekomme ich all die Lebensmittel, Artikel und Zutaten, die ich im Alltag benötige und verwende, ohne Verpackung?

Wieder Zuhause war für mich klar, dass ich all diese Dinge, von denen ich gelesen hatte, umsetzen wollte. Ich wollte Rezepte ausprobieren, mir Bücher zum Thema zulegen, eigene Erfahrungen machen. Entdecken, was ich selbst verändern kann und wo vielleicht Grenzen sind.

Die ersten Schritte zu mehr Zero Waste

Glücklicherweise hatte kurz vor unserer Reise der erste Unverpacktladen in unserer Reichweite eröffnet, so dass mir der Lebensmitteleinkauf erleichtert wurde.

Die Umsetzung im Alltag war am Anfang nicht ganz so einfach. Aber ich muss dazu sagen, dass ich auch ein alles oder nichts Mensch bin, der mit einem (Achtung Ironie!) „leichtem“ Hang zum Perfektionismus gern mal zu viel auf einmal möchte.
Und auch bei den ein oder anderen Rezepten gestaltete sich das schon als etwas schwieriger.

Mit der Zeit wurden aber viele Dinge, wie z.B. immer einen Beutel und ein Dose* dabei zu haben, beim Bäcker rechtzeitig zu sagen, dass man seine eigene Tasche dabei hat und keine Tüte braucht oder dran zu denken, sich ein Wasser und einen Snack einzupacken, immer mehr zur Gewohnheit.

Und eh ich mich versah, war ich mitten drin in der Zero Waste Welt.

Irgendwann kam der Punkt, an dem ich Rückmeldungen oder Nachfragen aus meinem Umfeld bekam, da meine Veränderungen für mich schon so alltäglich waren, den anderen aber im Alltag auffielen. Viele wollten wissen, wie ich dies oder jenes handhabe. Wie ich mit dem ein oder anderen zurecht komme oder mir einfach mitteilen, dass sie gut finden, was ich mache und mir wurde bewusst, dass ich wohl doch sehr viel mehr in der Materie bin als ich selbst dachte.

Als ich dann im vergangenen Jahr immer öfter darauf angesprochen wurde, dass ich mein Wissen doch teilen sollte, war die Idee geboren, meine, inzwischen seit Jahren, gesammelten Erfahrungen zu teilen und meine Tipps, aber auch meine Fehlschläge, meine Alltagshelfer und meine Stolpersteine, anderen zur Verfügung zu stellen.

Rückblick

Wie Du siehst, hab auch ich klein angefangen. Doch von der Herausforderung solltest auch Du dich nicht abschrecken lassen. Sei mutig, geh den ersten Schritt. Und freue Dich auf die Erlebnisse, die Du dabei machen wirst und die Erfahrungen die du sammeln kannst.

Was waren deine ersten Kontaktpunkte mit dem Thema?
Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren.