Wieso vegan? – Meine Geschichte

„Also vegetarisch kann ich ja noch verstehen, aber vegan??? Das wär mir ja zu krass!“

So oder so ähnlich äußern sich viele Menschen, wenn es um das Thema vegane Ernährung geht. Und auch ich war vor ein paar Jahren noch einer dieser Menschen.

Ein Bild aus der Vergangenheit

Natürlich hatte man schon immer den ein oder anderen Vegetarier in seinem Umfeld. Groß thematisiert wurde das, zumindest in meinem Leben, allerdings nie so wirklich. Die Person hat einfach kein Fleisch gegessen und fertig. Und wenn ich mich zurück erinnere, war ich ganz ehrlich gesagt auch leider nie einer der besonders rücksichtsvollen oder interessierten Menschen, was das Thema anbelangt. Ich hab mich zum Beispiel nie gefragt, ob es den vegetarisch essenden Freund neben mir stört, wenn ich neben ihm sitze und herzhaft in mein Wiener Würstchen beiße. Eigentlich traurig.

Also wie wurde aus mir die Person, die andere gern über Veganismus und alles was damit zusammenhängt aufklärt? Die am liebsten nur frisch und unverarbeitet essen würde (Nicht, dass mir das gelingen würde, aber ich versuche es zumindest.)? Die ihr eigenes Gemüse anbaut und für die es eine riesen Freude ist, wenn jemandem das eigens zubereitete vegane Essen schmeckt?

So richtig mit dem Thema Veganismus in Berührung kam ich erst Anfang zwanzig, als ein paar meiner Freunde von vegetarisch auf vegan umgestellt hatten. Wohlgemerkt war ich damals noch der fröhliche Allesesser. Und da fiel auch der berühmte zuvor erwähnte Satz. Oder auch ein „Ich könnte das ja nicht!“ Sagte sie und wurde wenige Jahre später selbst vegan. Hände hoch, wem das bekannt vorkommt!

Ich kann mich noch an die ein oder andere Unterhaltung erinnern, in der ich mir erklären lies, was Pflanzenmilch und Tofu eigentlich ist und was ein Veganer so im Alltag isst.

Und bevor ich jetzt noch mehr Kommentare fallen lasse, die ich früher so gesagt habe, mit denen ich sicher so einige Bullshit-Bingos vollmachen könnte, weiter in der Geschichte.

Um ein wenig die Entwicklung eines Allesessers zum Veganer zu verdeutlichen, fang ich mal ganz von vorne an. Natürlich sind die einzelnen Geschichten und Erfahrungen bei jedem anders und manch einer findet auf anderem Wege zur pflanzlichen Ernährung. Aber wie alles auf diesem Blog ist das natürlich nur mein eigenes Erleben und Empfinden.

Das Frühstück, das alles veränderte

Es war an einem Samstagmorgen Anfang 2015, ich saß mit meinem Freund beim Frühstück, wie immer mit Brötchen, Marmelade, Butter, Frischkäse, Wurst- und Käseaufschnitt und dem morgendlichen Kaba. Unsere (damals zwei) Katzen lagen neben uns auf dem Teppich oder streunten durch die Wohnung, nachdem sie sich die ganze Nacht draußen ausgetobt hatten. Mein Freund ließt gerne online Zeitung, so auch an diesem Samstag und erzählte mir, dass er gerade einen Artikel ließt, in dem berichtet wird dass in einigen Kantonen der Schweiz zu den Weihnachtsfeiertagen auch Katzen gegessen werden. Stille. Ich war ziemlich schockiert. Hier, mitten in Europa, werden Haustiere als Festtagsbraten verspeist. Das war krass.

Kurzer Fakt am Rande, für alle, die es noch nicht wissen und Anmerkung der Zukunfts-Amelie: Dieses Phänomen nennt man Speziezismus. In der einen Hand sein Salamibrötchen zu haben in das man herzhaft reinbeißt und mit der anderen die Katze zu streicheln und über solche Nachrichten schockiert zu sein.

„Naja, aber was ist eigentlich so anders daran, ob die jetzt Katzen essen oder wir hier Hühnchen und Schweine?“, so mein Freund.

„Eigentlich richtig. In China essen manche auch Hunde und viele Menschen in Indien denken bestimmt, der Rest der Welt ist verrückt, weil man überall Rinder isst, die bei ihnen ja heilig sind.“

Nach einer ganzen Weile Überlegungen, Austausch und moralischem Wachstum entschieden wir uns, ab dann kein Fleisch mehr zu essen. Und sind wir mal ehrlich, vegetarisch ist ja absolut kein Hexenwerk. Alles was vorher mit Wurst belegt wurde, wird jetzt mit Käse belegt und alles andere wird einfach überbacken.

Ganz viel Wissen, ganz viel Erleben

Nachdem ich (aus moralischen Gründen) umgestellt hatte, interessierte ich mich natürlich viel mehr für Themen wie Tierschutz, Tierversuche und vegetarische Ernährung im Allgemeinen. Also unterhielt ich mich auch deutlich mehr mit meinen vegetarisch und vegan lebenden Freunden darüber und es fielen häufig Aussagen wie „Seit ich mich vegan ernähre, fühle ich mich so fit und gesund. Außerdem bin ich viel seltener krank“ oder „Vegan zu essen ist gar nicht so kompliziert, wie es immer heißt“.

Das machte mich neugierig. Wenn das stimmte, dann wäre es ja total dämlich, wenn ich diese Vorteile nicht nutzen würde. Ob es wirklich so schwer und schwierig sein würde auf Käse, Eier, Milch und co. zu verzichten? Das wollte ich ausprobieren. Außerdem hatte ich inzwischen, es war ein gutes Jahr vergangen, so viel über die Einflüsse der veganen Ernährung auf Umwelt und Gesundheit gelesen, dass es mir so sinnvoll erschien, dass ich es auf einen Versuch auf alle Fälle ankommen lassen wollte.

Was hat sich verändert

Also startete ich einen veganen Monat um am Ende dieses Monats festzustellen, dass ich gerade erst angefangen hatte, mich mit der Materie auseinander zu setzen. Also machte ich drei Monate daraus. Denn am Anfang der Umstellung stellte ich erst einmal fest, wie unglaublich viele Lebensmittel es eigentlich gibt, die ich noch nie gegessen oder selbst zubereitet hatte. Es öffnete sich mir eine riesige neue kulinarische Welt. Und damit meine ich nicht Sojamilch und veganes Schnitzel, sondern Dinge wie Kichererbsen, Couscous, vielerlei Bohnen- und Linsensorten, Nüsse und Samen aller Art und natürlich Hummus nicht zu vergessen!
Wie unglaublich monoton und auch unausgewogen meine Ernährung bisher einfach war!

Und tatsächlich konnte ich die Argumente meiner Freunde auch bestätigen. Ich schlief plötzlich nur noch etwa 6h pro Nacht, obwohl ich sonst meist 8-10h Schlaf benötigte, um fit zu sein. Nach einem langen Tag wäre ich am liebsten noch Joggen gegangen, weil ich noch so viel Energie hatte. Ich fühlte mich nach dem Essen eher wie eine aufgeladene Batterie als wie ein vollgestopftes, rollendes Etwas. Außerdem hatte ich so unglaublich viel Spaß daran, Neues auszuprobieren, zu Kochen und zu Backen war meine neue Leidenschaft geworden.
Und es fühlte sich einfach so gut für mich an, ein gutes Gewissen zu haben.

Wieso vegan?

Mein ganzes Leben lang schon war ich sehr eng mit Tieren verbunden, ob beim Spielen auf dem Bauernhof, in einem Wildgehege oder mit dem Hund der Nachbarn. Ich liebe Tiere. Und dennoch stellte sich mir nie die Frage nach dem Hintergrund dessen, was da auf meinem Teller liegt und wo es herkommt. Dass es zuvor ein Leben hatte und wie das ausgesehen haben muss. Und dieses schlechte Gewissen musste ich erst einmal sacken lassen, um mir dann einzugestehen, dass unsere Welt und unsere Gesellschaft nun mal so ist. Wir werden in eine Welt voller Werte geboren. Aber auch voller Selbstverständlichkeiten. Dass es eben „Haustiere“ und „Nutztiere“ gibt.

Dabei sollte es diesen Unterschied einfach nicht geben. Denn jedes Tier ist ein Lebewesen, genau wie wir. Und es hat unseren Respekt und ein gesundes und freies Leben ebenso verdient wie wir.

Das ist also meine „Wie-wurde-ich-Veganerin“- Geschichte. Alles was danach folgte und nähere Infos zu bereits erwähnten Bereichen folgen in kommenden Artikeln.

Lebst du vegan? Wenn ja, wie ist deine Geschichte?
Erzähl gern davon in den Kommentaren.