Vom Grünmüll zum Kompost Besuch einer Kompostieranlage viele kleine dinge

Vom Gartenmüll zum Biokompost – ein Besuch in der Kompostieranlage

Gute, regionale, verpackungsfreie Gartenerde in bester Bio-/Naturlandqualität und das ganze quasi direkt vor der Tür? Das geht. In meiner Umgebung gibt es eine Firma, die aus privaten Gartenabfällen genau das macht. Und weil das Ganze nicht nur sehr nachhaltig, sondern auch noch super interessant ist, habe ich die Kompostieranlage hier um die Ecke besucht und mir erzählen lassen, wie das alles funktioniert, abläuft und noch so einiges mehr, das passiert, um vom Gartenmüll zum Biokompost zu gelangen.
(Bei diesem Artikel handelt es sich weder um eine Kooperation, noch um eine bezahlte Werbeanzeige, sondern lediglich um eine persönliche Empfehlung meinerseits.)

Wie es zu diesem Artikel kam

Auf Instagram teile ich immer wieder Einblicke aus meinem kleinen Terrassengarten. Was ich anpflanze, wie ich meine Gemüsepflanzen pflege und biologisch dünge, wie ich meinen Garten fit für den Herbst und die nächste Saison mache. Aber auch, wie ich aus meinen Gartenabfällen reichhaltige Erde mache und wie und womit ich mein kleines Hochbeet auffülle, wenn sich die Erde wieder etwas gesetzt hat. So habe ich auch letztes Jahr ein Bild in meiner Story geteilt, in der ich den Kofferraum meines Autos mit Folie ausgelegt und voll mit 10 Liter Eimern hatte, gefüllt mit frischer, unverpackter Gartenerde (die übrigens auch um einiges günstiger ist als die Produkte aus dem Baumarkt). Daraufhin kam die Nachfrage, woher ich diese Erde denn bekommen würde und wie ich sicherstelle, dass darin keine Schadstoffe enthalten sind. Und da dachte ich mir, dass es sicher für noch mehr Menschen interessant wäre, zu erfahren, wie der Prozess abläuft, dass aus privaten Grünmüllabfällen wertvoller, qualitativ hochwertiger Gartenkompost entsteht. Also habe ich die Firma kontaktiert und wurde direkt eingeladen, die Anlage mit einem der leitenden Mitarbeiter zu besichtigen, der mich nicht nur sehr herzlich empfangen, sondern mir auch alle Fragen beantwortet hat. Das Ergebnis bekommt ihr jetzt:

Ein Interview mit Markus Könninger von Schmid Wertstoffe in der Kompostieranlage Sputenwinkel in Tettnang

MArkus Könninger von Schmied Wertstoffe im Interview mit viele kleine dinge
Markus Könninger von Schmid Wertstoffe

Welche Prozesse werden durchlaufen, damit aus Grünmüll guter, nutzbarer Gartenkompost entsteht?

Sichten

Wir erhalten Grünmüll aller Art aus privaten Haushalten. Grobes wie feines Material. Das durchläuft bereits bei der Annahme die erste Sichtkontrolle unserer Mitarbeiter, damit keine anderen Materialien wie Grünmüllsäcke, Plastik oder sonstige Fremdstoffe untergemischt sind. Sollte doch mal etwas drin bleiben, werden Störstoffe im weiteren Ablauf händisch aussortiert. Außerdem werden Entsorgungsabfälle der Kommunen und Material von Baustellen angenommen, die bei uns mit verarbeitet werden.

Zerkleinern

Wenn sich genug Grünmüll angesammelt hat, wird sortiert. Zu grobes, sperriges und holzlastiges Material ist zu schwer zum Kompostieren. Es wird von uns geschreddert und in das Biomasseheizkraftwerk nach Herbrechtingen zur Verwertung gebracht.
Der restliche Grünmüll wird ebenfalls zuerst geschreddert, bevor er auf sogenannten Trapezmieten (länglich, spitz zulaufende Komposthügel) für den Kompostiervorgang aufgesetzt wird.

Hygienisierung

Der Kompost wird hygienisiert, was bedeutet, dass Samen, sowie Krankheitserreger und andere unerwünschte Keime, abgetötet werden, damit später bei der Verwendung nicht alles Mögliche aus der Erde keimt und eine bedenkenlose Weiterverarbeitung zu sichern.

Der Prozess sieht vor, dass das Material über eine Dauer von 10 Tagen mehr als 65°C oder 14 Tage mehr als 55°C haben muss, um eine erfolgreiche Heißrotte zu garantieren. Um das zu gewährleisten werden an verschiedenen Bereichen Messsonden ausgebracht, die alle 5 Stunden eine Temperaturmessung durchführen und diese mit Datum und Uhrzeit dokumentieren. Dieser Nachweis ist für die spätere Zertifizierung des Kompostes notwendig. Ist die Hygienisierung abgeschlossen, ist der Frischekompost fertig. In diesem Stadium hat der Kompost allerdings nur Rottegrad 1 und wird nur in der Landwirtschaft verwendet. Der dafür verwendete Kompost wird auf 0-40mm und 0-80mm gesiebt.
Gröbere Siebungen von 40 – 100 mm kommen als Strukturmaterial in die Biomüllverwertung.

vom Gartenmüll zum Biokompost, Kompost beim Weitertransport viele kleine dinge
Kompost im Rotteprozess beim Weitertransport

Rottung

Für die Verwendung in privaten Gärten wird er noch bis Rottegrad 5 weiter kompostiert. Da dieser Prozess bis zu 12 Wochen dauern kann und unsere Anlage dafür nicht ausreichend Platz bietet, wird der Kompost in Weißensberg weiter verarbeitet. Um einen höheren Rottegrad zu erreichen wird der Kompost mehrfach umgeschichtet, um eine ausreichende Belüftung und einen guten Rotteprozess anzuregen. Für einen Rottegrad 5 wird der Kompost etwa 5 – 6 Mal umgeschichtet, bis er den gewünschten Zustand erreicht hat. Je länger der Kompost verrottet, umso niedriger seine Temperatur. Reifer Kompost mit Rottegrad 5 hat etwa eine Temperatur von 30°C. Er wird zum Verkauf und zur Weiterverarbeitung auf 0-10 und 0-20 mm gesiebt.

Verwendung

Sowohl in der Landwirtschaft als auch im privaten Bereich wird Kompost eingearbeitet, um die Bodenqualität zu verbessern, das Bodenleben anzuregen (Mikroorganismen) und somit die Bodenfruchtbarkeit zu fördern. Zudem verbessert er die Bodenstruktur und erhöht dadurch die Wasserhaltefähigkeit.

Wie stellen Sie sicher, dass keine chemischen Spritzmittel aus dem Grünmüll der Privatanwendung im Biokompost zurück bleiben?

Die Heißrotte sorgt dafür, dass alle unerwünschten Stoffe abgebaut werden. Wir lassen unseren Kompost regelmäßig prüfen und lassen jedes Quartal einmal Proben analysieren, um nach EU Ökoverordnung und Naturlandrichtlinien zertifiziert zu sein. Hier müssen gewisse Parameter eingehalten werden und die Grenzwerte der einzelnen Inhaltsstoffe dürfen nicht überschritten werden.

Prüfzeugnis Zertifikat Bio Kompost viele kleine dinge
Prüfzeugnis der Kompostuntersuchung von Schmid Wertstoffe

Der hergestellte Biokompost wird hier auch zu Gartenerde/Humussubstrat weiterverarbeitet. Wie setzen sich Ihre Erden zusammen?

Neben unserem 10mm und 20mm Kompost haben wir auf unseren Anlagen auch Rindenmulch (20mm und 40mm Siebung) und fertig gemischtes Humussubstrat vor Ort. Das setzt sich aus 60% Muttererde, 10% Sand und 30% unserer 20mm Kompostes zusammen, fertig zur direkten Verwendung im Garten.

Woher beziehen Sie Ihre weiteren Erdbestandteile und Produkte?

Die Rinde kaufen wir in Leutkirch und Lanzberg zu. Die Abholung erfolgt als Rückfracht nach der Auslieferung des Holzschnittes in die Biomasseanlage.
Der Humus wird uns aus Baugebieten von Baggerunternehmen zugeliefert. Von ihnen erhalten wir auch eine Unbedenklichkeitsbescheinung nach Bodenrichtlinien des Tiefbaus, um auch hier die Qualität des Materials zu sichern. Den Sand für unsere Erde beziehen wir vom lokalen Kieswerk.

Für alle aus der Region

Wenn Du für Deinen Garten auch den Kompost verwenden willst, von dem ich jetzt so viel erzählt habe, findest Du hier alle Infos und die Standorte in der Bodensee-/Oberschwabenregion.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Markus Könninger für seine Zeit und die Bereitschaft, mir für das Interview für diesen Artikel bereit zu stehen.

War dieser Artikel interessant für Dich? Wünschst Du Dir mehr solcher Einblicke und Hintergrundberichte? Oder hast Du noch Fragen zum Thema? Dann schreib es gerne in die Kommentare.

vom Gartenmüll zum Biokompost Verwendung der Erde im Terrassengarten viele kleine dinge
Die Erde wird auch in meinen Kübeln und Beeten auf der Terrasse verwendet