Papiermüll – Wissenswertes und Tipps zum reduzieren

Briefe, Rechnungen, Verpackungskartons. Hier dreht sich alles um Papier. Wieviel wieder verwertet wird, was wie entsorgt wird, wo Du ganz leicht eine Menge Papiermüll reduzieren kannst und weitere nützliche Tipps rund um das Thema Papiermüll.

Wie Du Deinen Papiermüll effektiv reduzieren kannst

Meiner Meinung nach ist der erste Schritt, den Müll in einem bestimmten Bereich zu reduzieren, sich erst ein mal anzuschauen, wo und wie überhaupt welcher anfällt.
Und vielleicht auch seine Gewohnheiten zu reflektieren und zu hinterfragen.

Mir ist zum Beispiel irgendwann aufgefallen, dass ich, nach dem täglichen Gang an den Briefkasten, oft die Briefe geöffnet habe, kurz geseufzt, und danach die meist unnötige Post direkt in den Papiereimer geworfen habe. Das war zwar kein großer Ärger, aber mir ist doch eines Tages aufgefallen, wie nervig diese Tätigkeit doch ist. Und dass auch ein kleiner konstanter negativer Faktor meinen Alltag beeinflusst. Also habe ich beschlossen, etwas zu ändern.

Etwa zwei oder drei Wochen habe ich meine Post gesammelt. Anschließend habe ich mir aufgeschrieben, wer mich so alles anschreibt. Das war unter anderem die Bank, Versicherungen, diverse Anbieter bei denen ich oder mein Freund Kunden sind, aber auch einfach Werbepost und andere Flyer. Und natürlich der Haufen kostenloser Wochenzeitungen.

Und jetzt, kleb den Briefschlitz zu!

Nein Spaß, ganz so rigoros musst Du nicht werden.
Ich habe mich danach hingesetzt und die einzelnen Posten kontaktiert. Die meisten hab ich schnell am Telefon erreicht, anderen habe ich kurz eine Mail geschrieben. Eine kurze Info darüber, dass man bitte keine Werbepost mehr erhalten möchte und die Bitte, vertragliche oder andere Kundeninformationen bitte künftig per Mail zu senden, genügt. Wenn man dabei noch freundlich ist und dem Gegenüber sagt, dass einem die Umwelt am Herzen liegt, bekommt man eigentlich immer eine nette, verständnisvolle Antwort.

Außerdem habe ich einen Aufkleber an dem Briefkasten angebracht, damit künftig kein kostenloser Müll (kostenlose Wochenzeitschriften, Werbeflyer, Supermarktprospekte) mehr im Briefkasten landet.
Alles in allem war das vielleicht eine halbe Stunde Zeitaufwand. Probier‘s doch auch mal aus!

Und es war erstaunlich. Kurz darauf war der Papiermüll von der Menge her nur noch ein Bruchteil dessen, im Vergleich zu vorher. Außerdem leere ich jetzt nur noch etwa einmal die Woche den Briefkasten. Bzw. gehe ich zwar jeden Tag hin, freue mich aber jedes Mal, wenn nichts drin ist. Natürlich bleibt manche Post, die einfach nicht auf digitalem Wege zugestellt werden kann, aber das sind vielleicht noch vier oder fünf Briefe im Monat, für uns beide, wenn nicht gerade außerordentliche Dinge anstehen.

Vermeide online Bestellungen

Hier liegt ein Großteil der Steigerung unseres Papierverbrauchs der letzten Jahre. Die mitgesendeten Bestell- und Retourenscheine, sowie Rechnungen, aber natürlich ich die Verpackungen verbrauchen Unmengen an Papier und Karton. Zwar sind die Kartonagen meist bereits aus recyceltem Papier hergestellt, dennoch verbraucht die Herstellung, Rückführung und Wiederaufbereitung erneut Ressourcen.

Außerdem werden die Liefergrößen immer kleiner, es werden oft einzelne Produkte bestellt, welche oft mehrfach verpackt werden. Ein weiterer Punkt gegen online Bestellungen, es unterstützt den Einzelhandel, nicht alles sofort online zu kaufen sondern zuerst in der Umgebung danach zu suchen.

Und wie generell überall: Frage Dich, ob du etwas wirklich brauchst, bevor du es anschaffst, dann kommt der Müll erst gar nicht in dein Haus.

Fakten und Alternativen

Im Jahr 2018 lag der Papierverbauch in Deutschland im Durchschnitt bei 247 Kilogramm pro Person.
Das sind landesweit 20 Millionen Tonnen Papiermüll im Jahr. Eine Menge, die zumindest ich mir nicht einmal vorstellen kann. Für mich Grund genug, mich zu fragen, wie viel ich eigentlich selbst verbrauche und mir Gedanken zu machen, wo sich unnötiger Papiermüll vermeiden lässt und ich ihn mit einfachen, aber effektiven Schritten einsparen kann.

Ja, wir haben eine gute Recyclingquote, immerhin 75% des jährlich anfallenden Papiermülls wird wieder verwertet. Und ja, Papier kann gut und einfach wieder aufbereitet und wiederverwendet werden – vorausgesetzt, es wurde richtig getrennt und entsorgt.

Was gehört in den Papiermüll und was nicht?
Hättest Du es gewusst?
Und was gibt es für Alternativen?

Hygiene- und Feuchttücher
… sind nicht nur aufgrund ihrer Bakterien gefährlich für die Mitarbeiter in der Weiterverarbeitung, sie enthalten zudem chemische Zusatzstoffe, welche nicht in den Papiermüll gehören. Daher ebenfalls in den Restmüll. Anstatt dessen nutze ich einfach den guten alten Waschlappen und wasche mir hier und da immer wieder die Hände. Und Feuchttücher habe ich, soweit ich mich erinnern kann, noch nie gekauft.

Tapeten
… auch unbenutzte, gehören in den Restmüll.

Kartons und Verpackungen
… dürfen direkt in die Papiertonne. Wenn Du die Möglichkeit hast, Deinen Papiermüll nochmals gesondert zu trennen nach Papier und Pappe, welcher dann auf den Wertstoffhof kommt, ist das natürlich super. Achte außerdem darauf, Klebebandreste vor der Entsorgung von den Kartons zu entfernen.

Backpapier
… ist speziell beschichtet. Zudem ist es nach Gebrauch meistens mit Fett oder Essensresten verschmutzt und kommt aus diesen Gründen ebenfalls in den Restmüll. Ich nutze schon seit einigen Jahren eine Dauerbackfolie aus Silikon. Hier gibt es inzwischen ein großes Angebot, im Haushaltswarenladen wirst Du bestimmt fündig.

Fahrkarten und Eintrittskarten
… sind beschichtetes Papier und müssen daher im Restmüll entsorgt werden. Eine gute Alternative sind deshalb online Tickets, welche man inzwischen zum Glück bei so gut wie jedem Anbieter bekommt.

Kassenbelege
… sind meist als Thermopapier verarbeitet und müssen in den Restmüll.

Briefumschläge
… können direkt in den Papiermüll. Wenn Du der Aufbereitungsanlage die Arbeit etwas leichter machen willst, kannst Du natürlich das Kunststofffenster vorher entfernen. Grundsätzlich kann die Anlage das auch allein, da das Papier in Wasser gelöst wird und anschließend Fremdstoffe und Einzelteile, wie eben die Sichtfenster, herausgefiltert werden.

Packpapier
… ist unbehandelt und darf in den Papiermüll.

Pizzakartons
… dürfen nur dann in den Papiermüll, wenn sie sauber sind. Fettrückstände und Essensreste verunreinigen das Altpapier für den Weiterverarbeitungsprozess und verschlechtern somit die Recyclingquote. Verschmutzte Pizzakartons kommen also in den Restmüll.

Taschentücher und Küchenrolle, Butterbrotpapier und Servietten
… müssen ebenfalls, genau wie die Feuchttücher, aus hygienischen Gründen in den Restmüll.
Anstatt dessen kannst Du einfach Mehrwegprodukte verwenden. Nutze Stofftaschentücher und Stoffservietten. Aus alten Handtüchern oder Kleidung kannst du Küchentücher zum Aufwischen umnähen und Butterbrotpapier braucht sowieso niemand mehr, da nutze ich lieber meine Edelstahldosen, dann wird auch nichts verdrückt.

Stofftaschentücher

Getränkekartons
… sind Verbundmaterial, da sie aus mehreren Schichten gemacht werden und gehören in den gelben Sack. Eine Alternative ist hier Saft aus Pfandflaschen aus Glas oder Säfte und Limonaden einfach selbst machen.

Brief- und Druckerpapier, sowie Schulhefte ohne Kunststoffumschlag
… darf problemlos in die Papiermülltonne.

Zeitungen/Zeitschriften und Kataloge
… dürfen, bedruckt und trotz Beschichtung, in den Papiermüll. Auch hier die Empfehlung, die Zeitung einfach online zu lesen oder in der örtlichen Bücherei. Selbst in meiner Kleinstadt gibt es die gängigsten Magazine in aktueller Ausgabe zum Ausleihen oder für die Leseecke.

Post-its oder andere Klebeflächen
… müssen über den Restmüll entsorgt werden. Ich speichere mir meine Memos inzwischen im Handy, so brauche ich gar kein Papier mehr für kurze Notizen.

Geschenkpapier und Fotos
… darf aufgrund seiner Beschichtung ebenfalls nicht in den Papiermüll, sondern gehört in den Restmüll. Schon mal ein Geschenk in einem schönen Geschirrtuch, alter Zeitung oder einem (vielleicht auch persönlich und selbst gestalteten) Jutebeutel verschenkt?

Durchschlag- und Kohlepapier
… gehört in den Restmüll.

Zum Schluss noch ein paar nachhaltige Tipps zur Papierverwendung

Achte auf den blauen Engel und nutze Recyclingprodukte
Der Verbraucher bestimmt den Markt. Und auch die Produktion und Verarbeitung von Recyclingstoffen. Wenn Du öfters mal zu Recyclingprodukten, wie z.B. Toilettenpapier, Drucker- oder Briefpapier greifst, werden somit auch weniger Papierprodukte neu produziert und das Angebot an Recyclingprodukten steigt. Zudem macht es keinen Sinn, gechlortes Toilettenpapier aus Neufasern zu verwenden, da dies nicht nur der Umwelt schadet, sondern auch nach Benutzung nicht dem Recyclingkreislauf zugeführt werden kann und somit nur unnötige Ressourcen verschwendet.

Verwende Briefumschläge und Altpapier nochmal
z.B. als Einkaufszettel, Lesezeichen, zum Basteln, als Mülltüten, Einlage im Biomüll, …

Papier nochmals verwenden

Drucke beidseitig
Dann gehen doppelt so viel Informationen auf nur ein Blatt Papier. Und in den allermeisten Fällen ist das auch kein Problem für den Empfänger.

So. Das war jetzt ne ganze Menge Infos rund um das Thema Papier.
Vielleicht ist ja etwas dabei, dass Du noch gar nicht wusstest. Oder eine Idee oder Anregung, die Du gern mal ausprobieren möchtest.

Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen, ich freue mich auf Deine Rückmeldung.