Amelie Prokop viele kleine dinge

Die Geschichte vom Radieschen und von viele kleine dinge

Nachdem ich inzwischen so einige Male gefragt wurde, warum „viele kleine dinge“ ein Radieschen als Logo hat und wie es zu dem Namen kam, wird es doch mal Zeit, die Geschichte zu erzählen und damit das Rätsel zu lösen. Wenn Du Lust auf einen Blick in mein Leben und in meinen Kopf hast, dann wird‘s jetzt spannend.

Als ich mich entschieden habe, mein eigenes Projekt zu starten und dazu einen Blog zu schreiben, hat mich der Name am allermeisten beschäftigt. Ich wollte nicht zu sehr zu einem Bereich geschoben werden, oder mich selbst dorthin schieben, da ich mich doch mit so viele Themen beschäftige und diese behandle. Und da ich nicht abschätzen kann, in welche Richtung sich die Sache entwickelt und ich vielleicht irgendwann gezielter in eine Richtung gehe, wäre ein prägnanter Name zu einem Thema vermutlich die falsche Wahl. Außerdem wollte ich nicht, dass sich jemand nicht angesprochen fühlt, wenn es den Anschein macht, dass es vorwiegend um Zero Waste oder Veganismus geht. Also musste etwas vielfältiges her.

Wie es anfing

Im November 2019 hielt ich meinen ersten Vortrag. Als ich mich dafür vorbereitete, habe ich mich gefragt, wie ich die Menschen davon überzeugen und dazu begeistern kann, selbst irgendwo anzufangen, ein nachhaltigeres Leben zu führen.
Denn schlussendlich läuft für mich alles in diesem Wort zusammen.

Nachhaltigkeit.

Zero Waste – also Müllvermeidung – sorgt für mehr Nachhaltigkeit im Leben. Eine vegane Ernährung oder ein veganes Leben bringt einen großen Anteil an mehr Nachhaltigkeit ins Leben. Aber auch Verhaltensänderungen, wie das Rad statt das Auto zu nehmen, Second Hand einzukaufen, seine Konsumentscheidungen zu überdenken oder Upcycling auszuprobieren, tragen dazu bei.
Also suchte ich etwas, dass das ausdrückt. Und eigentlich hatte ich es schon lang im Kopf, weil ich es schon so oft gehört hatte. Und es hat mich schon von Anfang an berührt. Wer meinen Artikel mit den Zero Waste Einsteigertipps gelesen hat, kennt dieses Zitat bereits:

Wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.

– afrikanisches Sprichwort

Diesen Ausspruch hatte ich für meinen Vortrag ausgedruckt und aufgehängt. Um zu zeigen, dass jeder Schritt zählt. Denn nichts erschlägt einen mehr als jemand, der etwas schon kann, der weiß, wie es geht und mensch selbst steht da und fühlt sich hilflos. Denn ich kenne dieses Gefühl aus vielen Momenten im Leben nur zu gut. Wenn man gar nicht weiß, wo mensch anfangen soll.

Ich wollte also ausdrücken, und will es immer noch, dass es nicht darauf ankommt, ob Du alle vorher genannten Bereiche in Perfektion umsetzt. Dich mit jedem Thema in jedem Lebensbereich auseinandersetzt. Nein. Es geht darum, erste Schritte zu gehen, kleine Veränderungen umzusetzen, mit einer Sache anzufangen. Denn viele kleine Dinge sind es, die in der Summe den Unterschied machen.

An dieser Stelle muss ich noch kurz einen Bogen machen zu einer Stelle aus einem Kinderbuch, die mich auch schon lange in meinem Leben begleitet.

„Siehst du, Momo“, sagte er dann zum Beispiel, „es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.“

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedesmal, wenn man aufblickt, sieht man, daß es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluß ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“ Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“

Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, daß man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“ Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig.“

aus Michael Endes „MOMO“

Und wenn Du jetzt mal einen Schritt als eine Sache siehst, die Du veränderst. Oder als einen Menschen, der etwas ändert, dann wird klar, dass jede*r Einzelne, aber vor allem wir alle gemeinsam, viel verändern und bewegen können.

Ich bin in dem Teil der Geschichte nur diejenige, die anderen zeigen möchte, wie es geht, damit sie es leichter haben und von meinen Erfahrungen, Ausprobieren und Recherchen profitieren können.

Außerdem passt viele kleine dinge nur zu gut zu meinem Blog, weil es so viele Themen gibt, so viele Winkel und Ecken zu entdecken, es so viele Kategorien sind, eben viele kleine Dinge, die das Große und Ganze zusammenführen. Und weil auch ich nicht nur eine Sache darstelle, sondern immer wieder viele kleine Dinge im Leben entdecke, für die ich mich begeistern kann und die ich dazugewinne.

Und jetzt zum Radieschen.

„Wieso ein Radieschen?“ hat mich schon der ein oder die andere gefragt.
Meine kurze Antwort ist dann immer „Hast Du schon mal versucht, mit einem einzelnen Radieschen einen Salat zu machen?“

Die lange Antwort erzählt da etwas mehr.

Nicht nur, dass es viele Radieschen braucht, im Übertragenen viele Menschen, viele Veränderungen, um etwas zu bewegen, oder eben einen Salat zu machen.

viele kleine dinge

Außerdem: Ich liebe Rot. Das war schon immer so. Also war klar, dass etwas Prägnantes, Rotes auf jeden Fall ins Logo muss, um mich wiederzuspiegeln. Außerdem passt das Radieschen natürlich gut zum veganen Thema. Aber auch zur Nachhaltigkeit, denn es ist ein regionales Gemüse.


Mit dem Namen im Kopf habe ich mich hingesetzt und drauf los gemalt, was mir so eingefallen ist. Da gab es eine Erdbeere, einen Fliegenpilz (der übrigens auch sehr gut im Rennen war), etwas Sprießendes und ein Radieschen. Das Radieschen war tatsächlich das erste, was ich in die Mitte des Blattes gezeichnet hatte und gefiel mir die ganze Zeit am besten. Und diese erste Skizze war auch Vorlage und sieht dem jetzigen Logo sehr sehr ähnlich.

Und falls ich es noch nicht erwähnt habe, ich habe seit 2019 ein kleines Hochbeet und ein paar Zinkwannen und Kübel rund um unsere kleine Terrasse aufgebaut und säe und ernte seither dort mein eigenes Gemüse, mal größeres, mal kleineres. Vielleicht kommt dazu ja auch mal ein Artikel. Oder zwei. (Nachtrag: Inzwischen gibt es schon so einige Gartenartikel.) Und Radieschen waren das erste, was ich gesät habe. Und nach vier Wochen auch die ersten geerntet.

viele kleine dinge Amelie Prokop

Somit war das auch eine Art Anfang für mich. Der Anfang eines kleinen Selbstversorgergartens. Auch wenn er mit etwas so kleinen wie einem Radieschen begonnen hat. Und deswegen schien es mir eine gute Idee, diese Begeisterung und Motivation, die ich für meinen Garten habe, einfach dazu zu nehmen, mit all den anderen Gründen und Hintergründen dazu.
Zu einem Neuanfang, der mir persönlich so viel bedeutet. Auch wenn ich nicht weiß, wohin er mich führt. Und deswegen ist mein Logo auch etwas ganz Persönliches und ganz Wichtiges für mich.

Und vielleicht ist ein kleiner, persönlicher Nerdgrund auch der, dass ich ein sehr großer Potterhead bin. Mein Lieblingscharakter dort ist Luna Lovegood. Sie sticht nicht nur mit ihrer Andersartigkeit durch Kleidung und Persönlichkeit heraus. Sie trägt außerdem auch Radieschenohrringe. 😉

So sind viele kleine dinge und das Radieschen heute vereint in meinem Logo und ich so glücklich über diese Wahl, jedes Mal, wenn ich es sehe.

Das ist die Geschichte hinter dem Blognamen und seinem „Maskottchen“. Ich hoffe, sie hat Dir gefallen, Dich unterhalten, Dir was über mich erzählt und vielleicht zum Nachdenken angeregt.

Und nun: Lass uns die Welt verändern! #vielekleinedinge

Ich freue mich über Deine Gedanken oder Rückmeldung in den Kommentaren.

Die Geschichte vom Radieschen
Portraits: Martina Wiedemann