Burnout meine Geschichte

Burnout – meine Geschichte. Teil 3

Dies ist der dritte Artikel aus einer ganzen Reihe zum Thema Burnout. Am Ende des Beitrags findest Du alle Links zu den Folgeartikeln in chronologischer Reihenfolge. Wenn Du alle lesen willst, empfehle ich Dir, nach der Reihe durchzugehen, um inhaltlich und thematisch an den vorhergegangenen anknüpfen zu können.

Wenn es Dir nicht gut tut, solche Inhalte zu konsumieren, rate ich Dir, die Themenartikel nicht oder nicht allein zu lesen, da sie sehr persönlich und emotional geschrieben sind.
Am Ende der Beiträge findest Du Hilfestellen, an die Du Dich wenden kannst, wenn es Dir nicht gut geht.

In diesem Beitrag erzähle ich meine Geschichte. Allerdings nur die Rahmenhandlung (und selbst die ist schon lang genug). Genauere Ausführungen zu einzelnen Abschnitten, vor allem das Erleben und die Abläufe zum Krankheitsverlauf, folgen in den folgenden Beiträgen an den jeweils passenden Stellen.
Nur, damit Du weißt, worum es geht und was ich erlebt habe.

Anfang 2018.

Ich arbeite als Jugend- und Heimerzieherin im Wohnbereich.
Letzten Monat habe ich mein berufsbegleitendes Studium zur Kunsttherapeutin angefangen. Ich freue mich sehr auf die kommenden Jahre und die sich öffnenden beruflichen Möglichkeiten dadurch. Seit zehn Jahren habe ich den Wunsch, diese Weiterbildung zu machen.
Nachdem ich einige Monate unter sehr angespannten und fordernden Verhältnissen gearbeitet habe und nach zwei Wochen Urlaub immer noch erschöpft, müde und körperlich angeschlagen bin, gehe ich dennoch zur Arbeit. Es wird mit mir gerechnet, ich betreue zwei Wohngruppen, größtenteils allein. Da kann ich nicht fehlen.
Nach einer Woche merke ich, dass ich nicht mehr kann und meine Ärztin schreibt mich für zwei Wochen krank.

In den darauffolgenden Monaten bin ich immer wieder krank. Bronchitis, Grippe, Rückenleiden. Da ich seit meiner Umstellung auf die vegane Lebensweise vor zwei Jahren eigentlich keine Infektionskrankheiten mehr hatte, ist das ein Signal für mich.
Mit der Zeit kommt unruhiger Nachtruhe dazu. Ich wache regelmäßig um halb fünf morgens auf und schrecke mit Alpträumen aus dem Schlaf.
Die Situation bei der Arbeit ist zunehmend durch Druck, Stress und Belastung erschwert. Im August habe ich drei Wochen Urlaub. Ich schaffe es kaum, zur Ruhe zu kommen, auch wenn ich den Sommer Zuhause verbringe. Mitte der letzten Urlaubswoche gehe ich, vermutlich zum fünfzehnten Mal in diesem Jahr, zu meiner Ärztin. Ich breche zusammen, weine bitterlich, bin kraftlos, hilflos, finde tags und nachts keine Erholung. Zittere, bei dem Gedanken, in ein paar Tagen wieder Leistung bei der Arbeit bringen zu müssen.

Sie schreibt mich wieder krank. Dieses Mal dauerhaft.
Ich halte noch etwa drei Wochen durch, bevor mein Körper merkt, dass sich etwas in meinem Leben verändert hat. Dann bricht er zusammen.
Die nächsten zwei Monate verbringe ich größtenteils auf dem Sofa.
Die Kündigung ist raus. Die Agentur für Arbeit erstellt ein Gutachten und stellt fest, dass medizinische Behandlung Vorrang hat.
Krankenkasse und Rentenversicherung schicken mir abwechselnd Absagen, bzw. schieben einander die Verantwortung hin und her, wer sich nun meiner annehmen muss, während ich immer weiter in das dunkle Loch falle.
Dann bin ich vier Wochen in einer Akut-Tagesklinik.
Ich beschließe sehr schweren Herzens, das Studium abzubrechen. Ich habe keine Kraft dafür und sehe mich auch die nächsten Jahre nicht mehr in helfenden Berufen.
Dann bin ich wieder vier Wochen Zuhause.

Anfang 2019.

Ich komme für acht Wochen in eine Klinik. Auch wenn sie ganz in meiner Nähe ist, will der Chefarzt mich stationär aufnehmen. Schon nach wenigen Tagen bin ich ihm dafür sehr dankbar.
Nach der Entlassung kommt ein zu erwartendes Tief, das erneut ein paar Monate anhält, allerdings nicht so schwer wie davor. Zum Glück bin ich fast nahtlos in einer wöchentlichen Therapiegruppe angebunden, die mir Hilfe und Unterstützung bietet.
Ich warte auf den Entlassbrief der Klinik. Der braucht einige Monate, bis er endlich da ist. Die Agentur für Arbeit erstellt ein neues Gutachten. Das Ergebnis kommt im Oktober. Ich bin vorerst nicht mehr in meinem alten Beruf einsetzbar und bekomme eine Umschulung finanziert. Nur leider zu spät für dieses Schuljahr.
Also habe ich einige Monate Zeit, mir zu überlegen, wie mein neues berufliches Leben aussehen soll.
Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll oder werden will. Ich hatte doch einen Plan.
Und plötzlich ist da nichts mehr.

Burnout meine Geschichte viele kleine dinge

Anfang 2020.

Zum ersten Mal seit zwei Jahren spüre ich so etwas wie Neugierde und Motivation, einer Tätigkeit nachgehen zu wollen und versuche, herauszufinden, was genau.
Die Behörden sind keine große Hilfe bei der Tätigkeitsfindung.
Ich beschließe, meinen Interessen nachzugehen und frage Praktika an (als Schneiderin, als medizinische Fachangestellte und als Gärtnerin).
Als erstes bekomme ich ein Praktikum in der Gärtnerei angeboten.

März 2020.

Das Praktikum wird aus bekannten Gründen abgebrochen.
Die anderen finden nicht statt. Es wird Mai. Eine Entscheidung wird fällig. Da ich nicht ohne Erfahrung blind etwas entscheiden will, wähle ich die Gärtnerausbildung und starte, durch einen schweren Fahrradunfall verspätet, im Oktober.
Während es mir im Sommer zunehmend besser geht und ich auf den Beginn der Ausbildung warte, entscheide ich, meinen Blog zu starten und arbeite mich in die Thematik (vor allem organisatorisch und technisch) ein.

April 2021.

Nachdem sich an der neuen Arbeitsstelle ähnliche Strukturen abbilden wie an der alten und ich in dem halben Jahr mehrmals beim Orthopäden gelandet bin, wird die Ausbildung abgebrochen.
Auch wenn ich nicht weiß, wie es weitergeht, bin ich erleichtert. Ich hatte Angst, wieder zurückzufallen. Mein Körper hat mir ja bereits wieder passende Signale gesendet.

Mai 2021.

Ich versuche, ein paar Tage nur den Kopf frei zu kriegen und keine Panik vor der Zukunft zu haben. Ich sage mir, dass sich schon ein Weg finden wird und habe Vertrauen auf mein Bauchgefühl.
Während dessen mache ich, was ich liebe: Ich arbeite an meinem Blog.
Durch einen glücklichen Zufall wird früher als erwartet eine Stelle im Unverpacktladen frei (mit der ich bereits vor der Ausbildung als Alternative geliebäugelt hatte).

Juni 2021.

Seither arbeite ich im Unverpacktladen. Es geht mir wieder besser, es hat sich vieles verändert in den letzten Jahren. Meine Art zu denken, zu leben und zu arbeiten ist eine andere. Auch gebe ich anders auf mich Acht. Ich bin froh, diese Chance zu haben, mir ein neues, eigenes, freies Leben aufzubauen. Meinen (neuen) Träumen folgen zu können.
Und ich bin froh, die Depression (erst mal) überlebt zu haben. Denn sie kann jederzeit zurück kommen.

Oktober 2021.

Nach zweieinhalb Jahren steige ich aus der Therapiegruppe aus. Was für mich nicht bedeutet, nicht erneut ein Therapieangebot in Anspruch zu nehmen. Es gibt noch genug zu bearbeiten.

Rückblick:
Seit Beginn des Blogs habe ich vor, dieses Thema aufzugreifen, weswegen es unter anderem auch das Wort „persönlich“ als Unterpunkt in meinem Logo gibt. Doch es braucht Zeit, Konzentration, Gesundheit und Mut, das alles zu sortieren und aufzuschreiben. Aber ich will es unbedingt teilen, weil es so unglaublich wichtig ist.

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Wenn Du Hilfe suchst und Dich mit Deinen Problemen an jemanden wenden möchtest, kommst Du hier zu Seite der Deutschen Depressionshilfe mit vielen Anlaufstellen und Telefonnummern.
Sich Hilfe zu suchen und danach zu Fragen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut!

Hier kommst Du zu den anderen Artikeln aus dem Themenbereich:

Burnout – und dann? Teil 1
Burnout – Was ist das eigentlich? Teil 2
Burnout – Wie fühlt sich das an? Teil 4
Burnout – Was mache ich dann? Teil 5
Burnout – Wie gehe ich damit um? Teil 6
Burnout – Wie geht es mir heute? Teil 7